Zarische Truppen, Krasnaja Poljana, 21.5.1864

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Dienstag, 27. August 2013

Weiteres Ausweichen von Abgeordnetenwatch

Auf meine Nachfrage bei Abgeordnetenwatch, warum für eine einfache Anfrage im Falle von genozidaler Gewalt im Westkaukasus Quellen und "Beweise" verlangt werden, in anderen vergleichbaren Fällen aber nicht, habe ich am Montag den 26.8.2013 folgende Antwort erhalten:

"Sehr geehrte Frau Kreiten,

vielen Dank für Ihre Nachricht.
Die Verweise dienen nicht in erster Linie als Belege für uns oder den/die befragte/n Abgeordneten, sondern auch für alle anderen Nutzerinnen und Nutzer, die mit dem betreffenden Thema möglicherweise nicht so vertraut sind. Um hier zu gewährleisten, dass jeder sich schnell informieren kann, bitten wir um direkte Links und eine kurze Erläuterung derselben.
Daher haben wir hier um Quellen gebeten. Die 'Abmoderation' einer Frage heißt bei uns definitiv nicht, dass eine Frage "unerwünscht" ist o.ä. Wir möchten unseren Besucherinnen und Besuchern lediglich eine Seite mit qualitativ hochwertigen Fragen und Antworten bieten. Daher sind wir sehr daran interessiert, dass die Fragen gewissen Standards entsprechen (wie bspw. der Belegung von Tatsachenbehauptungen etc. durch Quellen).

Sie haben Recht: Wir akzeptieren in der Regel nicht die Verlinkung eigener Homepages/Blogs o.ä. Das liegt primär daran, dass wir die Richtigkeit der dort aufgeführten Informationen nicht gewährleisten können. Da wir nur ein sehr kleines Team sind, fehlen uns die Kapazitäten um alle diese Seiten zuerst zu überprüfen. 
Verweise auf Seiten Ihrer Kollegen sind gar kein Problem. Bitte beschränken Sie sich bei den Quellenangaben auf deutsche und englische Quellen. Wir können nicht von den befragten Politikern fordern, dass diese russische Quellen lesen können.

Wichtig ist vor allem, dass Sie Quellen nur als Beleg für die von Ihnen getroffenen Aussagen verwenden. Bitte verlinken Sie daher nicht mehrere Quellen zu einem Thema. 

Ich hoffe ich konnte Ihnen weiterhelfen. Ansonsten fragen Sie gerne nochmal nach.



Mit freundlichen Grüßen

David Bruhn
(abgeordnetenwatch.de)

- Leitung der Moderation -"

Da ich die hier vorgebrachten Argumente wenig überzeugend fand und auch auf den Hauptpunkt meiner Kritik nicht eingegangen wurde, habe ich eine weitere Nachfrage (gleiches Datum) gestellt:

"Sehr geehrter Herr Brun,
Vielen dank für Ihre Antwort, die leider nicht den Kern meiner Frage getroffen hat. Ich erlaube mir deshalb, noch einmal nachzuhaken und erneut zu fragen, warum Sie mit ganz ähnlichen gearteten Themen wie dem Völkermord an den Armeniern und den deutschen Kolonialverbrechen im heutigen Namibia so anders umgehen. Warum wird das eine als Tatsache, die nicht weiter belegt und hinterfragt werden muß, behandelt, warum gilt mein Hinweis auf den Völkermord an den Tscherkessen trotz beispielsweise über Wikipedia leicht recherchierbarer Fakten und Quellen dahingegen als "unbelegte Tatsachenbehauptung"? 
Sie rücken damit, auch wenn Sie dies nicht beabsichtigt haben sollten, die Arbeit von NGOs und Wissenschaftlern, die sich um die Aufarbeitung der Kolonialverbrechen im Westkaukasus bemühen, in ein von vornherein zweifelhaftes Licht und zweifeln deren Faktentreue an. Es wäre zumindest hilfreich, wenn Sie die entsprechenden Regelungen in Ihrem Moderationscodex auch erwähnen würden. Ich erlebe gerade bei diesem Thema leider immer wieder, daß aufgrund anscheinend neu hinzugekommener und auch nicht schriftlich einsehbarer Regelungen Veröffentlichungen abgelehnt werden. 
Ob ich unter den gegebenen Umständen meine Fragen erneut über Abgeordnetenwatch stellen werde oder vielmehr auf die Konkurrenz ausweiche, werde ich nicht zuletzt anhand Ihrer Stellungnahme entscheiden.

Mit freundlichen Grüßen,
                                                    Irma Kreiten

P.S. Zu Ihrer Kenntnisnahme: ich habe meinem Blog einen kurzen Quellen-/Literaturhinweis hinzugefügt. Eine frei im Netz verfügbare, kommentierte  und aktuelle Literaturliste mit ausschliesslich deutschen und englischen Quellen gibt es meines Wissens nicht."

Hierauf habe ich heute (27.8.2013) folgende Rückmeldung bekommen, die mich jedoch ebenfalls einigermassen unbefriedigt läßt, da sie wiederum nicht auf den Punkt der Ungleichbehandlung eingeht, wenngleich sie auch einen weitaus konzilianteren und diplomatischeren Ton anschlägt: 

"Sehr geehrte Frau Kreiten,

ich möchte sicherlich nicht Stellung in einem wissenschaftlichen Diskurs beziehen, welche Verbrechen als Völkermorde oder gar als Genozide bezeichnet werden können und welche nicht. Für uns als Betreiber unseres Forums ist es nur wichtig, dass alle Besucherinnen und Besucher die eingegebenen Fragen direkt verstehen und ggf. die Hintergründe nachvollziehen können. Dabei geht es uns nicht um eine inhaltliche Bewertung. Bitte verstehen Sie daher den Hinweis unseres Moderationsteams auch nicht als 'Ablehnung' Ihrer Frage. Das ist mitnichten so. Vielmehr bitten wir Sie um erklärende Links, so dass dieses wichtige, aber bestimmt in unserer Gesellschaft noch recht unbekannte Thema, von allen Lesern Ihrer frage nachvollzogen werden kann.

Wir haben absichtlich nur die wichtigsten 'Regeln' in unserem Moderations-Kodex zusammengefasst. Wie Sie sehen bitten wir die Fragestellerinnen und Fragesteller aus sehr verschiedenen Gründen um kleine Ergänzungen o.ä. in der jeweiligen Frage. Diese einzelnen Hinweise können jeweils jedoch nur im Zusammenhang mit der konkreten Frage selbst gesehen und verstanden werden. Würden wir diese, sich sehr oft komplex zusammensetzende, Regeln in unseren Kodex veröffentlichen, befürchten wir mehr zu verwirren, als zu helfen. Daher gehen wir hier so vor.

Ich hoffe ich konnte Ihre Fragen beantworten.



Mit freundlichen Grüßen

David Bruhl
(abgeordnetenwatch.de)

- Leitung der Moderation -"

Ich möchte hier auch nicht weiter mit Abgeordnetenwatch herumdiskutieren, ich finde die Angelegenheit allerdings insofern interessant, als sie die zirkulären Argumentationsweisen, mit der die Verbreitung weitgehend unbekannter Themen unterbunden bzw. erschwert wird (ob nun absichtlich oder unabsichtlich), schön vor Augen führt. Da ich den Austausch mit Abgeordnetenwatch mittlerweile als einigermassen unproduktiv empfinde und meine Fragen nun auch bereits auf direktem Wege an die genannten Kandidaten gestellt wurden, werde ich vorläufig meine Kommunikation mit Abgeordnetenwatch einstellen. Bei einer eventuellen Ausweitung des Projektes böte sich an, auf andere Kanäle zurückzugreifen, eventuell auf die Konkurrenz "Abgeordeten Check", da letztere Seite im Gegensatz zu Abgeordnetenwatch nicht ganz so enge Textbeschränkungen stellt und zudem auch anderen Forumnutzern die Möglichkeit bietet, Interesse an einer bereits gestellten Frage anzumelden.